Alte Weinsorten in neuem Glanz

„Es kommt alles wieder“ – dieser Ausspruch aus der Modewelt hat durchaus auch für den Wein Gültigkeit. Engagierte Winzerinnen und Winzer wollen alten, beinahe in Vergessenheit geratenen Sorten zu neuem Glanz verhelfen.

Das ist einerseits weinhistorisch eine feine Sache, andererseits können auch wir Weinliebhaber uns über Abwechslung und neue Geschmacksnuancen im Weinglas freuen.

Ich möchte Ihnen hier 3 Sorten vorstellen, die eine Renaissance erleben. Diese sind zum Teil autochthon, zum Teil eingeführt, allesamt aber bei De Gustibus erhältlich.

Neuburger

Obwohl bereits lange bekannt, konnte man den Ursprung dieser Rebsorte lange Zeit nicht ermitteln. Erst moderne Analyseverfahren führten zu der Erkenntnis, dass es sich beim Neuburger um eine natürliche Kreuzung aus Rotem Veltliner mit Silvaner handelt.

Datieren lässt er sich zwar nicht – fest steht hingegen, dass der erste Wein des Neuburgers 1872 in der Wachau erzeugt wurde, wo auch heute noch einige wenige Weinberge damit bepflanzt sind. Etwa beim Weingut Nothnagl, das wir Ihnen in unserem Beitrag über die Wachau vorgestellt haben.

Die Hauptverbreitung der insgesamt rund 650 Hektar in Österreich liegt freilich in der Thermenregion, in Niederösterreich und teilweise auch im Burgenland. Die Weine des Neuburgers sind einerseits vollmundig, körperreich und mild, mit ihrem nussig-würzigen Charakter wirken sie andererseits auch wieder beinahe burgundisch. Aber wie heißt es so schön: Probieren geht über Studieren…

Grüner Silvaner

Egal ob Sie Silvaner, Sylvaner oder Grüner Sylvaner lesen: Es handelt sich stets um die gleiche Rebsorte, die in der Regel kurz Silvaner genannt wird. Unter dem Namen „Österreichrebe“ bei ihrer Einfuhr in Süddeutschland erstmals 1665 erwähnt, liegt ihr Ursprung wohl unzweifelhaft in Österreich.

Wie auch der Neuburger ist der Silvaner eine natürliche Kreuzung: Savagnin und Österreichisch-Weiß vermischten sich zu einer Rebsorte, die nach Zitrus, Birne und Apfel schmeckt, lebhaft frisch, mittelgewichtig und mineralisch auftritt.

Das bevorzugte Terroir des Silvaners ist Muschelkalk, was ihn für die Südsteiermark prädestiniert. Hannes Zweytick nimmt sich des Silvaners an, der somit nach über 300 Jahren wieder nach Österreich heimkehrt.

Furmint

Die Rebsorte Furmint ist eher wenigen bekannt. Dabei ist sie eine Hauptsorte des ungarischen Tokajers. Feine florale Noten von Kamille und Honig prägen das Aroma. In Österreich seit 1987 für Qualitätswein zugelassen, wird Furmint aber nur wenig verwendet. Früher war das anders: Vor 200 Jahren war sie die bedeutendste Rebsorte im Burgenland.

Der Furmint wurde als Süßwein bis hinauf in die reichen norddeutschen Hansestädte vertrieben. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie jedoch kam das Burgenland zu Österreich, die großen Weinhändler und Rebschulen befanden sich nun plötzlich jenseits der neuen Staatsgrenze. Und die damalige Wirtschaftslage machte zudem die nötigen Investitionen schwierig.

Fast wäre es um den Furmint geschehen gewesen. Doch dann kam Heidi Schröck. Dank ihrer Hingabe für den Furmint, der sehr spät reift, zur Edelfäule neigt und deshalb prädestiniert für Süßwein ist schaffte sie es, diese alte Weißweinsorte wieder an die Weltspitze zu bringen.

Bild:Steve Haider 2014

Die Rebfläche in Österreich umfasst nur 9 Hektar, denn die Sorte stellt hohe Ansprüche an Boden und Klima. Die idealen Bedingungen findet der Furmint rund um Rust.

Die ideale Verkostung machen Sie entweder direkt bei Heidi Schröck in Rust oder bei Ihrem freundlichen Vinothekar in der Bergstraße 14. Hier können Sie sich quer durch Österreichs Weinvielfalt kosten, die dank der Sortenbewahrer um ein paar Facetten reicher ist…

 

Bilder: pixabay.vom (2), nothnagl.at, zweytick.at, Steve Haider